Würdest du dich bitte kurz vorstellen?
Ich heiße Daria Jelonek und bin eine in London und im Ruhrgebiet lebende Medienkünstlerin und Forscherin, die mit immersiven Technologien und Daten arbeitet. Als Mitbegründerin von Studio Above&Below arbeite ich aktuell primär an immersiven Installationen, um zukünftige Interaktionen, visuelle Sprachen und Erfahrungen mit neuen Technologien zu erforschen. Ich habe ein großes Interesse die Schnittstelle zwischen dem Begriff von ‘Natur’ und Technologien zu erforschen und mit Daten von unserer Umwelt zu arbeiten und sie zu transformieren.
Ich habe am Royal College of Art und der Folkwang Universität der Künste studiert und an einer Vielzahl von Kultur- und Technologie Instituten ausgestellt, darunter dem Tate Modern, Royal Academy, V&A London, NRW Forum Düsseldorf, HeK Basel und ZKM Karlsruhe.
Ich gebe regelmäßig Talks wie beispielsweise am Global Design Forum während des London Design Festivals, MEET Digital Culture Center Milan, Microsoft Research Cambridge oder dem Retune Festival in Berlin.
Was hat dich dazu gebracht Medienkünstlerin zu werden?
Der Grundstein für mein Interesse für Medienkunst wurde durch das Heranführen an den Begriff ‘Generative Design’ durch Prof. Claudius Lazzeroni gelegt. Damals noch im Studium, war ich fasziniert davon, Kunst und Design zu sehen, welches auf Code basiert und nicht statisch ist, sondern sich verändert – durch Interaktion, Daten oder Motion. Zeitgleich hat es mich motiviert, mit neuen Medien zu arbeiten – mit Werkzeuge zu experimentieren, mit denen vielleicht noch nicht viele gearbeitet haben.
Mein Master Studium diente dann als finale Grundlage, um als professionelle Künstlerin zu arbeiten. Ich vertiefte mich tiefer in die Felder von immersiver Kunst, Critical Design und den Begrifflichkeiten von Informationen, Systemen und Daten.
Ich wollte als Frau in dieser Branche und Szene einen Unterschied machen, um anderen Frauen zum Vorbild werden.
Woran arbeitest du gerade?
Da ich seit 2018 mit meinem Business Partner Perry-James Sugden das Kunst und Technologie Studio ‘Studio Above&Below’ führe, arbeite ich gerade an mehreren Dingen gleichzeitig.
Unsere neueste XR Installation ‘Entangled Landscape', welche von S+T+ARTS und der European Commission gefördert wurde, ist gerade live gegangen. Hierbei haben wir eine 360 Grad Projektion und eine digitale Skulptur geschafft, die auf Live-Daten von Bodenqualität reagiert und einen Machine Learning Algorithmus benutzt, der die Symbiose zwischen Pilzen und Wurzeln imitiert.
In den nächsten Wochen geht eine neue Augmented Reality Skulptur in Kollaboration mit ATHR Gallery in Dubai live, die das Thema Bioacoustics erforscht. Das Thema ‘Bioacoustics’ werde ich ebenfalls in den nächsten Monaten während
der EMAP/EMARE European Media Platform Residency in Brüssel mit iMAL erforschen und hierzu eine immersive Projektions Installation schaffen, die sich mit Multispecies Communication auseinandersetzt. Ich bin dabei interessiert zu hinterfragen wie unsere gegenwärtigen Kommunikationsmedien verändert werden müssten um anderen Spezien im Alltag und Großstädten zuzuhören aber auch ob und wie Maschinen unterschiedliche Spezien versteht, kategorisiert und reagiert.
Mit welchen Schwierigkeiten bist du mit deinem künstlerischen Schaffen konfrontiert?
Es liegt in meiner Natur Konzepte, das Experiment und Recherche zu pushen und dabei das versteckte poetische Element in dem Technologie und das Thema mit dem ich mich beschäftige eins werden und sich gegenseitig verstärken – ich möchte weder dass die Technologie über dem Thema noch dass das Thema über der Technologie steht. Und dieser Grad ist oftmals ein schmaler und schwieriger, aber wenn man ihn findet, bin ich zufrieden mit meiner künstlerischen Arbeit.
Darüber hinaus ist es eine andere Schwierigkeit, Ruhepausen einzunehmen, in denen man sich nur auf einen Teil der künstlerischen Arbeit konzentriert: sei es das Lesen, das Experimentieren oder das erlernen von neuen Techniken.Meistens passieren so viele Dinge gleichzeitig, dass diese wichtigen Konzentrationsphasen viel zu kurz kommen.
Wie kommst du an dein technisches Equipment?
Ich arbeite viel mit Software und großen Renderings oder Echtzeit-Darstellungen und aus diesem Grund ist ein rechenstarker Computer das A und O. Dieses Equipment ist in meinem Studio in London gelagert, neben ganz vielen anderen Projektoren, Kabeln, Ipads, Monitoren uvm. Darüber hinaus sehe ich Cloud Computing und Data Storing als ein unumgängliches Equipment von mir. Verschiedene Förderungen und Projekte ermöglichen es mir, dieses Equipment zu akquirieren.
Was ist dein Traumprojekt?
Ein Projekt, für das ich mindestens ein Jahr habe. Ein Projekt, in dem ich mit anderen kollabieren kann. Ein Projekt, das Menschen emotional berührt.
Was fehlt dir, um dein Traumprojekt zu realisieren?
Mehr Ressourcen, den Willen anderen Projekten abzusagen, Zeit um neue Techniken intensiv zu erlernen, starke Computer Power, die das Klima nicht beschädigen würde.
Welche Anforderungen/Wünsche hast du an Präsentationsorte und/oder Medienkunst Festivals?
KünstlerInnen zu vertrauen und ihnen große Budgets zu geben, denn unsere Erschaffungen brauchen großen Raum, da sie die Power nachhaltig Menschen positiv zu beeinflussen und kulturell, sozial und politisch einen Unterschied zu machen. Ein Kunstwerk bleibt Menschen im Gedächtnis, da es eine Erfahrung darstellt und wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir dies positiv nutzen um unseren politischen, sozialen oder Klima Motifen zu folgen.
Oktober 2022