Julia Weißenberg


Würdest Du dich bitte kurz vorstellen?

Ich heiße Julia Weißenberg und gehe seit über 10 Jahren meiner künstlerischen Praxis nach. Ich habe in Köln an der Kunsthochschule für Medien studiert und dort 2012 mein Diplom absolviert.

Den Kern meiner Arbeit bilden überwiegend Videos, die ich zu multimediale Installationen im Raum zu- sammen führe. So entstehen z.B. Interieurs oder auch schon einmal ein gartenartiger Einbau.

Inhaltlich beschäftigen mich Fragen im Kontext digitaler Technologien, wie sich beispielsweise unser Ver- hältnis zu Bildern mit dem Aufkommen der Digitalfotografie veränderte oder unser Umgang mit sensiblen Daten, Privatheit und Öffentlichkeit. Auch interessiert mich, wie digitale Technologien generell (Stadt-) Räu- me verändern aber auch unsere Art uns, mit unseren Körpern, in ihnen zu bewegen.

 

Was hat Dich dazu gebracht Medienkünstlerin zu werden?

Mich begleitet die Fotografie seitdem ich 13 Jahre alt bin. Das fotografische Bild hat mich immer schon fas- ziniert. Im Studium habe ich dann Video kennengelernt und der hinzukommende Zeitaspekt war für meine Arbeit eine interessante weitere Ebene.

 

Woran arbeitest Du gerade?

Gerade habe ich eine neue Video Arbeit fertiggestellt, die sich einerseits inhaltlich mit dem Thema des Zu- hauses auseinandersetzt aber auch mit dem Unterwegssein und den digitalen Kommunikationskanälen, die dann häufig zum Einsatz kommen. Schließlich geht es in der Arbeit auch um Entfremdung und eine Form der Einsamkeit auch wenn man ständig mit anderen „in Kontakt“ steht. Das Thema verhandele ich vor relativ artifiziellen Bildern, die ich in Middle- und Highclass Hotelzimmern in einer chinesischen Großstadt auf- genommen habe. Die Kamera kreist sozusagen in diesen Räumen, blickt durchs Fenster in die Welt ohne jedoch den Innenraum je zu verlassen.

 

Mit welchen Schwierigkeiten bist Du in deinem künstlerischen Schaffen konfrontiert?

Nun da sind die ganz normalen Hürden, mit denen man während der künstlerischen Arbeit eben konfron- tiert ist, die ja auch gut sind und dazu führen, dass die Arbeit reift. Also z.B. wie funktioniert der Schnitt, was ist mit dem Ton etc. Darüber hinaus ist natürlich die Finanzierung immer eins der größten Probleme im künstlerischen Prozess, finde ich.

 

Wie kommst Du an dein technisches Equipment?

Ich habe mir vor einigen Jahren von einem Stipendium eine Grundausstattung angeschafft, mit der ich allei- ne gut arbeiten kann. Ich mache die Kamera eigentlich immer selbst und brauche da ein System das für mich passt und auch portabel ist, da ich in den letzten Jahren, vor der Pandemie, auch immer viel gereist bin. Wenn ich ein größeres Budget habe, finde ich es aber auch super den Ton z.B. an jemand anderen abzugeben.

 

Was ist Dein Traumprojekt?

Es gibt eine Sache, die schon länger rumliegt, die ich sehr gern realisieren würde aber dazu fehlt tatsächlich im Moment das Budget. Allerdings habe ich auch ein 10 Monate altes Baby weshalb große Projekte im Mo- ment sowieso ein wenig auf der langen Bank liegen. Aber das kann ja nächstes Jahr schon wieder ganz anders aussehen.

 

Welche Anforderungen/Wünsche hast Du an Präsentationsorte und/oder Medienkunst Festivals?

Grundsätzlich hab ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Ausstellungsmacher bzw. Institutionen große Mühe geben die Wünsche der Künstler zu berücksichtigen. Auch auf Festivals hat man da eigentlich schon immer recht hohe Standards.

Das Einzige was ich misslich finde ist, dass das Künstler Honorar leider noch immer viel zu selten ganz selbstverständlich gezahlt wird. In der Regel muss man danach fragen und auch dann gibt es nicht selten den Fall, dass das einfach nicht eingeplant wurde in die Kalkulation. Ich finde, dass da ein Umdenken wirklich nötig ist. In kaum einem anderen Bereich arbeiten so viele Menschen (also nicht nur Künstler sondern auch Ausstellungsmacher) so viel, für sehr wenig Geld.

 

Oktober 2022

 

www.juliaweissenberg.de