Würdest du dich bitte kurz vorstellen?
Ich bin Viviane Lennert, Donna Vivo, Vivo Lennert und eine Hälfte von TeamLEN!. Meistens arbeite ich als visual Artist im Internet, in Clubs und für Bühnen, bin aber auch Kuratorin, Performerin und Szenografin. Mein Schwerpunkt sind digitale Künste.
Was hat Dich dazu gebracht, Medienkünstlerin zu werden?
Ich hatte viele Herzen für viele Genres und habe mich schließlich dafür entschieden, alles zu verwischen und gleichzeitig zu machen. „Medienkunst“ ist für mich ein Dachbegriff, der mir das erlaubt. Digitale Kunst ist ein bisschen Science Fiction, ich kann Konsistenzen, Räume, Skalierungen, Kontexte, Körper, Klang, Bewegung und echt und unecht arrangieren, und in spekulative, meistens absurde Zusammenhänge bringen, die vielleicht aus Versehen etwas Wahrheit enthalten. Das bringt eine Menge Gestaltungsfreiheit, Experimentierfläche und Fun mit sich.
Woran arbeitest du gerade?
Ich arbeite mit meiner Schwester und Lieblingskollegin Stella Lennert (als TeamLEN!) und dem Soundartist Jakob Lorenz an einem 360°/VR Musik-Stück. Wir arbeiten mit Spatial Sound, 360° Footage, 3D Modellen und Unity. Es geht um einen Haufen Enten im Arbeitsmodus, die ihr Lied von ewiger Erneuerung, Aufbruch und dem Fluch der Reproduktion der Verhältnisse jammern.
Mit welchen Schwierigkeiten bist du in deinem künstlerischen Schaffen konfrontiert?
Es gibt wenige geeignete, zugängliche Studios, die ausgestattet und finanzierbar sind. Auch Hardware lässt sich häufig nur easy besorgen, wenn man gut vernetzt ist. Außerdem fehlt eine Struktur, die unter guter Anleitung Weiterqualifizierung ermöglicht. Also arbeite ich, und viele Künstler*innen, die ich kenne, weitgehend autodidaktisch und mithilfe des www.
Wie kommst du an dein technisches Equipment?
Ich habe den Luxus eines großen Netzwerkes an Menschen, die technisch gut aufgestellt sind und habe mir selbst über die Zeit einiges angeschafft. Darüber hinaus habe ich bis vor Kurzem an der Akademie für Theater und Digitalität gearbeitet, was unglaublich viel erleichtert hat. Die verleihen allerdings kein Equipment – es bräuchte auch hier eine (am besten öffentliche) Anlaufstelle.
Was ist dein Traumprojekt?
Was auch immer ich gerade mache ist mein Traumprojekt.
Was fehlt dir, um dein Traumprojekt zu realisieren?
Ich glaube es fehlt grundsätzlich an öffentlichen, projektunabhängigen und zugänglichen Institutionen, die freie Arbeit mit viel Technik möglich machen, ohne, dass tausende von Euros in Förderanträgen für Beschaffungsmaßnahmen drauf gehen. Das ist ein totaler Geldsumpf, shitty für die Umwelt und entspricht nicht der Realität der rasanten technischen Weiterentwicklung. Geteilte Schnittplätze, Server, Kameras, Studios könnten auch gute Basis für lebendigen Austausch sein.
Welche Anforderungen/Wünsche hast du an Präsentationsorte und /oder Medienkunstfestivals?
Der Hebel ist bei einzelnen Orten und Initiativen glaube ich falsch angesetzt, also dieselben, wie an alle Orte der Kunst: faire Bezahlung, Einladung diverser Positionen, gute (technische) Betreuung, aktive Förderung von Austausch zwischen den Künstler*innen aber auch den Besuchenden, Workshops und Programm für alle.
August 2022